Gründe für einen Kirchenaustritt

Warum Menschen aus der Kirche austreten

Welcher Mensch ist unter euch, der hundert Schafe hat und, wenn er eines von ihnen verliert, nicht die neunundneunzig in der Wüste lässt und geht dem verlorenen nach, bis er’s findet? Und wenn er’s gefunden hat, so legt er sich’s auf die Schultern voller Freude. (Lk 15,4-5)

Das Gleichnis vom verlorenen Schaf aus dem Lukas-Evangelium steht sinnbildlich für die Lebenswelt der Menschen. Immer wieder erleben wir in unserem Leben Glaubenskrisen. Dann hinterfragen wir unsere Gründe, die uns zu Gott führen oder uns von ihm entfernen. Vielleicht sind auch Sie gerade auf der Suche, zweifeln oder Ihnen sind die Gründe für eine Kirchenmitgliedschaft gerade fremder als Ihre Gründe für einen Kirchenaustritt.

Wenn Sie aus der Kirche austreten möchten, respektieren wir Ihre Entscheidung selbstverständlich. Jedoch hat ein Kirchenaustritt auch weitreichende Folgen, mit denen sich nur die wenigsten auseinandersetzen. Deshalb ist es uns ein besonderes Anliegen, mit Ihnen in einen offenen Dialog über Ihre Zweifel, Sorgen und Bedenken zu treten und für Sie da zu sein. Hierfür bietet Ihnen die evangelische Kirche ein vielseitiges Beratungsangebot an. Wir helfen Ihnen bei der Entscheidungsfindung und beantworten gerne Ihre Fragen. Hier erfahren Sie die häufigsten Gründe für Kirchenaustritte und welche Konsequenzen sich hieraus ergeben.

Die häufigsten Gründe für einen Kirchenaustritt in Kürze

  • Fehlende Mitgliederbindung
  • Einsparung der Kirchensteuer
  • Gleichgültigkeit gegenüber der Kirche
  • Unzufriedenheit mit der Institution Kirche
  • Ich glaube nicht (mehr) an Gott
  • Ich glaube an einen anderen Gott
  • Gemeindewechsel

Fehlende Mitgliederbindung: Ein Prozess, der bei der christlichen Erziehung beginnt

Uns ist es ein besonderes Anliegen, die Gründe für die Kirchenaustritte aus der evangelischen Kirche zu erfahren. Nur wenn wir die Gründe kennen, die unsere Gemeindemitglieder von der Kirche entfernen, kann die Kirche einen Wandel durchlaufen, um den Wünschen und Bedürfnissen jedes einzelnen Gemeindemitglieds gerecht zu werden. Aus diesem Grund hat das Sozialwissenschaftliche Institut der EKD (SI) eine bundesweite Befragung zu den Wegen und Anlässen für Kirchenaustritte durchgeführt.

Aus der 2021 veröffentlichten Studie geht hervor, dass Kirchenaustritte vor allem mit einer fehlenden Mitgliederbindung zusammenhängen. Konkrete Gründe für den Kirchenaustritt werden in diesem Zusammenhang kaum angeführt. Nur 24 % der Befragten gaben konkrete Gründe an, die im Folgenden erläutert werden.

Da die Familie bei der Vermittlung christlicher Werte eine zentrale Rolle spielt, beginnt der Prozess der Entfremdung meist im Elternhaus. Als Wiege des Glaubens ermöglicht die Familie es den Kindern, Glaubenserfahrungen zu sammeln und in einem christlichen Wertehorizont groß zu werden. Eine fehlende christliche Erziehung geht also häufig mit der zunehmenden Entfremdung und einer fehlenden Mitgliederbindung einher, die als Grund für den späteren Kirchenaustritt angegeben werden. Dies verdeutlicht auch der Zusammenhang mit dem Alter der Befragten. So gaben die jüngeren Befragten seltener konkrete Gründe für den Kirchenaustritt an als ältere Befragte. Etwa ein Fünftel gab an, sich für den Kirchenaustritt entschieden zu haben, weil sich dazu „einfach eine gute Gelegenheit“ ergeben habe.

Kinder bei einem Einschulungsgottesdienst

Erfahren Sie, was der Kirchenaustritt für Ihre Kinder bedeutet

Unzufriedenheit mit der Institution Kirche

Ein weiterer häufig genannter Grund für den Kirchenaustritt ist die Unzufriedenheit mit der Institution Kirche. Die Befragung ergab, dass die Protesthaltung vornehmlich vor dem Hintergrund von Missbrauchsskandalen, vermeintlicher Homophobie und Korruptionsvorwürfen entsteht. Die Nennung der Skandale als Grund für den Kirchenaustritt führt bei evangelischen Kirchenmitgliedern aber nicht zu einer Schwächung der kirchlichen Verbundenheit. Die Befragung lässt daher darauf schließen, dass die Unzufriedenheit eher als Grund der Untermauerung angegeben wird, als dass die Unzufriedenheit Grund für die Entfremdung ist.

Dennoch ist es uns ein besonderes Anliegen, Transparenz zu schaffen und uns zu positionieren, um auch den Menschen, die sich von der Kirche entfremdet haben, neue Perspektiven zu ermöglichen, die die Tür zum Glauben öffnen können.

Die evangelische Kirche verurteilt jegliche Form von sexueller Gewalt, Missbrauch, Homophobie sowie Diskriminierung, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und andere Formen der Intoleranz. Bei Verstößen gegen die Würde des Menschen übernehmen wir interne und öffentliche Verantwortung und treiben die strafrechtliche Verfolgung und Verurteilung von Straftätern voran. Außerdem setzen wir uns mit sozialen Projekten, Programmen und der Bereitstellung von Fördermitteln für deren Prävention und Bekämpfung ein. Dazu gehört auch das Engagement für die Gleichstellung der Frau in der Gesellschaft und innerhalb der evangelischen Kirche. Um gesellschaftliche und kirchliche Veränderungen vorantreiben zu können, ist uns ein offener Dialog besonders wichtig. Wir freuen uns über Ihr Feedback sowie Anregungen.

diagonal angeordnete Bänke. Vorne liegen zwei Gesangbücher

Mehr zur Unzufriedenheit mit der Institution Kirche als Beweggrund für einen Kirchenaustritt

Christlich sein ohne die Kirche: Geht das?

Die evangelische Kirche möchte kein engstirniger Ort sein, sondern eine Kirche der Zukunft. Mit unserer Botschaft der Liebe wollen wir die Gesellschaft und die Mitglieder der evangelischen Kirche stärken und neue Impulse setzen.

Es gehört zu unserem Selbstverständnis vom christlichen Glauben dazu, diesen in der Gemeinschaft zu leben. Denn in der Gemeinschaft üben wir Solidarität mit den Armen und Benachteiligten, sind füreinander da, zelebrieren gemeinsam christliche Feste und können die Welt so zu einem sozialeren, gerechteren und solidarischeren Ort machen. Außerdem begleitet die evangelische Kirche ihre Kirchenmitglieder bei den wichtigen Lebensetappen. Angefangen bei Taufe und Konfirmation über christliche Trauung bis hin zur Beerdigung und der Seelsorge. Christsein kann man eben doch nicht allein.

Eltern und Verwandschaft sitzen in der Kirche. Rechts sieht man das Taufbecken

Hier erfahren Sie alles darüber, ob Sie auch ohne Kirche christlich sein können

Gleichgültigkeit gegenüber der Kirche: das Engagement der evangelischen Kirche für eine solidarischere Gesellschaft

Die Studie zeigte, dass auch eine anhaltende Gleichgültigkeit gegenüber der Kirche eine Rolle bei den Kirchenaustritten spielte. Diese in der Studie als „persönliche Irrelevanz von christlicher Religion und Kirche“ bezeichnete Gleichgültigkeit spiegelt die steigende gesellschaftliche Entfremdung in vielen Punkten wider. Auch hier zeigt die Studie, dass jüngere Befragte wesentlich häufiger eine Indifferenz bis hin zur Gleichgültigkeit gegenüber der Kirche aufweisen als die älteren Befragten.

Vielen Menschen, besonders den jüngeren, ist nicht bewusst, dass die Kirche mit ihrer vielfältigen Arbeit eine wichtige Säule der Gesellschaft darstellt; durch ihr soziales Engagement in den Tafeln, in der Familienbildung und -beratung, in den kirchlichen Kindertagesstätten, Altenheimen, Pflegeeinrichtungen, in den Hospizen und in der Sterbebegleitung. Die Kirche spielt auch eine wichtige Rolle in der Politik und tritt für christliche Werte, den Klimaschutz, Nachhaltigkeit sowie Toleranz und Akzeptanz in der Gesellschaft ein. Dadurch leistet sie einen wichtigen Beitrag zu einem sozialeren und solidarischeren Miteinander in unserer Gesellschaft.

Lichtkreuz von Ludger Hinse in der Stadtkirche Darmstadt. Ein halb transparentes, bunt schillerndes Kreuz.

Erfahren Sie mehr zum Thema Gleichgültigkeit gegenüber der Kirche

Ich glaube nicht (mehr) / an einen anderen Gott

Weitere Gründe für den Kirchenaustritt sind der fehlende Glaube an Gott, der Verlust des Glaubens oder der Glaube an einen anderen Gott. Die Studie zu Kirchenaustritten verdeutlicht auch hier den Zusammenhang zwischen kirchlicher Sozialisation im Elternhaus und dem Bedeutungsverlust des religiösen Selbstverständnisses. Auch hier gaben jüngere Befragte deutlich häufiger an, kaum oder gar nicht religiös zu sein, wohingegen der Glaube in den älteren Generationen deutlich ausgeprägter zu sein scheint.

Grafik Generationsfolge
Abbildung 13: Religiosität in der Generationsfolge

Es ist uns dennoch ein wichtiges Anliegen, auch in dunklen Zeiten des Glaubens für Sie da zu sein, denn unser Glaube verändert sich ein Leben lang. In manchen Lebensphasen spielt der Glaube eine wichtige Rolle in unserem Leben, in anderen Zeiten überwiegt der Zweifel oder uns ereilt eine Glaubenskrise. Die evangelische Kirche ist ein Ort, der Raum lässt für die verschiedenen Arten zu Glauben und für den offenen Dialog.

Kommen Sie mit Ihren Sorgen, Bedenken, Zweifeln, Fragen und gerne auch mit Anregungen und Kritik zu uns. Denn nur durch Ihr Feedback können wir den Wandel in der evangelischen Kirche vorantreiben, wo dies möglich ist.

Symbolbild - Betende Frau in einer Kirche

Ich glaube nicht (mehr) / an einen anderen Gott

Gemeindewechsel: Sie sind in jeder Gemeinde willkommen

Neben den bereits genannten Gründen für einen Kirchenaustritt wurde auch der Ärger über die Pfarrerin bzw. den Pfarrer als zentrale Amtsperson von den Befragten als Grund für ihren Austritt genannt, auch wenn dies nicht zu den häufigsten Gründen gehörte. So erreichen uns auch immer wieder Anfragen von Gemeindemitgliedern, die ihre Gemeinde wechseln möchten.

Vielleicht entspricht der Gottesdienst nicht Ihren Vorstellungen oder Sie fühlen sich als Person mit Ihrem Glauben in einer anderen Gemeinde mehr zuhause? Vielleicht wollen Sie mit Ihrem Mitgliedsbeitrag auch eine andere Gemeinde unterstützen, weil Sie denken, dass diese darauf angewiesen ist und Sie den sozialen Dienst fördern möchten. Es steht Ihnen in einem solchen Fall immer frei, die Gemeinde zu wechseln und sich „umpfarren“ zu lassen.

Gottesdienst im Freien mit im Hintergrund sitzender Gemeinde

Mehr zum Wunsch des Gemeindewechsels als Beweggrund für einen Kirchenaustritt


Sprechen Sie mit uns - Wir bedauern jeden einzelnen Kirchenaustritt und setzen uns intensiv mit Ihren Beweggründen auseinander. Auch wenn Sie sicherlich Ihre Gründe für den Kirchenaustritt haben, hilft oftmals eine Reflexion und das Abwägen des Für und Wider. Denn viele Kirchenmitglieder sind sich der weitreichenden Folgen und Konsequenzen, die mit einem Kirchenaustritt verbunden sind, gar nicht bewusst. Auch in Zeiten des Zweifels sind wir gerne für Sie da und bieten Ihnen ein vielseitiges Beratungsangebot. Sie erreichen uns telefonisch kostenfrei unter der Rufnummer 0800-50 40 60 2 oder per E-Mail an info@ekd.de.

Weitere Infos zum Thema Gründe für einen Kirchenaustritt